Robert Heidemann ist seit 2021 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Soziologie und Sozialstruktur alternder Gesellschaften an der TU Dortmund. Er absolvierte seinen Master in „Alternde Gesellschaften“ ebenfalls an der TU Dortmund, wo er sich außerdem in der Qualitätsverbessrungskomission engagiert. Weitere Berufserfahrung sammelte er zuvor im Projekt zur Quartiersentwicklung im DRK Seniorenzentrum.
https://sag.sowi.tu-dortmund.de/professur/team/robert-heidemann/
Kontakt: robert.heidemann@tu-dortmund.de
Der gesellschaftliche Diskurs über Homo- und Bisexualität hat sich in den letzten 50 Jahren in Deutschland stark verändert, hin zu einer steigenden gesellschaftlichen Akzeptanz und zunehmenden rechtlichen Gleichstellung. Fraglich ist jedoch, wie sehr davon ältere homo- und bisexuellen Menschen mit Unterstützungsbedarfen profitieren, deren Sozialisation in einer Zeit der Pathologisierung und rechtlichen Sanktionierung gleichgeschlechtlichen Begehrens verortet war und die daraus resultierende Diskriminierung sich potentiell auf alle Lebensbereiche auswirken konnte. Der Grundstein der im höheren Alter zur Verfügung stehenden sozialen und ökonomischen Ressourcen wird jedoch im großen Maß in früheren Lebensphasen gelegt, sodass hier von einer Ungleichheit zu Lasten älterer homo- und bisexueller Menschen mit Unterstützungsbedarfen auszugehen ist.
An dieser Stelle setzt das Promotionsvorhaben an, in dem die Lebenssituation dieser Personengruppe untersucht und mit heterosexuellen Personen verglichen wird. Methodisch werden hierbei quantitative Ansätze mit qualitativen Erhebungs- und Auswertungsverfahren kombiniert. Zunächst werden in quantitativen Untersuchungen die beiden Gruppen hinsichtlich ihrer verfügbaren sozio-ökonomischen und sozialen Ressourcen sowie deren Zusammenhang mit der Lebenszufriedenheit auf Grundlage der Daten des Deutschen Alterssurveys (DEAS) verglichen. Anschließend sollen mittels leitfadengestützter Interviews, die subjektiv relevanten Aspekte der Gesprächspartner*innen für das Leben mit Unterstützungsbedarfen rekonstruiert und dabei insbesondere auch die biografische Perspektive mit einbezogen werden. Dieses Mixed-Methods-Vorgehen ermöglicht die Darstellung der Ergebnisse in einem breiten Kontext, indem die Resultate der Sekundärdatenanalyse durch die qualitativen Interviews zusätzlich eingeordnet und aus einer Lebenslaufperspektive betrachtet werden können.
Neben dem Erkenntnisgewinn zum Thema ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Konzept der Lebenslaufperspektive ein zentraler Bestandteil dieses Projekts, indem bisherige Ansätze für ihre Eignung für ältere homo- und bisexuelle Menschen kritisch überprüft werden und Anregungen für eine theoretische Modifikation erfolgen.