Altern über Generationen: Arbeitsmigrant:innen aus Nordafrika im Rahmen der Anwerbeabkommen der 1960er Jahre in der Bundesrepublik Deutschland
Der soziodemografische Wandel in Deutschland stellt insbesondere für die zunehmend alternde Einwanderungsgesellschaft der 1960er Jahre vor große Herausforderungen. Arbeitsmigrant:innen aus Nordafrika nehmen dabei eine besondere „Sonderstellung“ ein, sind jedoch im politischen und wissenschaftlichen Diskurs unterrepräsentiert. Vor diesem Hintergrund fokussiert sich das Promotionsvorhaben darauf, wie dieser Aspekt sozialer Ungleichheit den Blick auf das Alter(n) der nachfolgenden Generationen von Arbeitsmigrant:innen prägt und wie Geschlecht dabei relevant wird. Hier geht es speziell um Arbeitsmigrant:innen, die im Zuge der Anwerbeabkommen ab 1963 aus Marokko und ab 1965 aus Tunesien nach Deutschland immigriert sind. Um die spezifischen Herausforderungen dieser Gruppe nachzuzeichnen, ist es wichtig, die zweite und dritte Generation zu untersuchen und Vergleiche zu ihren Eltern und Großeltern zu ziehen, um Erkenntnisse über das Altern der ersten Generation der Arbeitsmigrant:innen zu gewinnen. Ziel ist es, die eigene Wahrnehmung des Alter(n)s der nachfolgenden Generationen zu erfahren und Vergleiche zu ihren Eltern und Großeltern ziehen zu können. Neben einer migrations- und geschlechtsspezifischen Perspektive sollen mit einem qualitativ-empirischen Methodenbaukasten subjektive Deutungen erhoben werden, wie sich die Nachkommen nordafrikanischer Arbeitsmigrant:innen das Altern selbst vorstellen und welche Perspektiven sie diesbezüglich sehen. So entsteht eine Typologie der alternden Migrationsgesellschaft in Deutschland, die sich aus einer Vielzahl von Einzelbiographien und Gruppendiskussionen ableiten lässt. Spezifische Lebenslagen und Lebensverläufe im Spannungsfeld der Differenzkategorien Migration, Alter(n) und Geschlecht werden so sichtbar. Das geschieht im steten Rückgriff auf die Betonung der Verflechtung dieser Dimensionen, um sie im Hinblick auf eine alternde Gesellschaft in Deutschland weiterzudenken.