Julius Wiegand arbeitet an einer Dissertation zur Ambivalenz von Sozialen Innovationen in alternden Gesellschaften. Nach Tätigkeiten in der Altenpflege hat er Soziale Arbeit mit dem Schwerpunkt Gerontologie studiert und anschließen den Master Alternde Gesellschaften an TU Dortmund. Dort hat er als wissenschaftliche Hilfskraft der Geschäftsführung in der Sozialforschungsstelle der TU Dortmund und in verschiedenen Projekten gearbeitet. Seine Forschungsinteressen beziehen sich Arbeit, Organisation und Gender, insbesondere auf die (gesundheitlichen) Auswirkungen von neuen Arbeitsformen auf die Beschäftigten der Altenpflege.
Kontakt: julius.wiegand@tu-dortmund.de
Arbeitsorganisation und Beschäftigung in der stationären Altenpflege
Eine Million Pflegekräfte werden 2050 benötigt. Das sind doppelt so viele Pflegekräfte, wie 2023 insgesamt beschäftigt waren. Dieses Vakuum wird nicht durch Arbeitsmigration, Rückgewinnungsstrategien oder mehr Frauen in Erwerbsarbeit gefüllt werden. Die derzeitigen Rahmenbedingungen führen zu einer Überbelastung der Altenpfleger*innen und treffen Beschäftigtengruppen unterschiedlich (Gender, Race). Anzuführen sind die geringe Wertschätzung/Bezahlung sowie die unzureichende Arbeitsorganisation, denn trotz gleicher Rahmenbedingungen variieren die Qualität von Arbeit und Pflege in unterschiedlichen Einrichtungen der stationären Altenpflege.
Welche Sozialen Innovationen gibt es in der stationären Altenpflege und welches Problemlösungspotenzial bieten sie für die Gestaltung von Arbeit und Pflege? Diesen Fragen geht das Promotionsprojektnach. Der theoretische Beitrag besteht darin, dass das Konzept von Sozialen Innovationen auf Arbeit bezogen wird. Empirisch soll aufgezeigt werden, welches Problemlösungspotenzial Soziale Innovationen (u.a. neue Formen der Arbeitsorganisation, menschenorientierte Nutzung digitaler Technologien etc.) für die Arbeits- und Pflegesituation in der stationären Altenpflege haben. Das Gestaltungspotenzial wird auf folgende Faktoren untersucht: Beschäftigungsfähigkeit, Differenzkategorien (Gender, Race), Autonomie und Partizipation sowie nachhaltige Veränderung sozialer Praktiken.
Den Hintergrund des Dissertationsvorhabens bilden drei theoretische Zugänge: Soziale Innovationen als Rekonfiguration von sozialen Praktiken, arbeitssoziologische Konzepte (System Model of Professional Well-being, Job-Demands-Resources-Model) und Perspektiven auf Intersektionalität (Fokus auf Gender und Race). Das Projekt verfolgt ein qualitatives vergleichendes Fallstudiendesign und nutzt eine Methodentriangulation (Interviews, Beobachtung, Befragung). Die Datenauswertung erfolgt anhand der Inhaltsanalyse nach Mayring. Die Verbindung aus explorativem und explikativem Ansatz ist von Bedeutung, da Innovationsprozesse sich wie die Arbeitswelt in einem stetigen Wandel befinden und nicht abgeschlossen sind.