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2021

PILOTSTUDIE

Wie sich die Co­ro­na-Pan­de­mie auf die private Unter­stütz­ung für Ältere auswirkt

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Portrait Judith Kaschowitz © M. Hengesbach
Judith Kaschowitz ist wis­sen­schaft­liche Mitarbeiterin im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften und Mitautorin der Studie.

Das Team im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften an der Fa­kul­tät Sozial­wissen­schaf­ten der TU Dort­mund hat un­ter­sucht, wie sich die Co­ro­na-Pan­de­mie auf Unterstützungsnetzwerke, Gesundheit und Wohlbefinden bei Personen zwischen 40 und 90 Jahren auswirkt. Anhand einer quantitativen Befragung haben die Wissen­schaft­ler*innen festgestellt, dass durch die Pandemie die Sorgearbeit erschwert wird. So haben sich ins­be­son­de­re Ältere und Hochaltrige aus der Unter­stütz­ung für andere zurückgezogen. Ausgewählte Er­geb­nisse der Pilotstudie sind kürzlich in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie ver­öf­fent­licht worden.

Die Co­ro­na-Pan­de­mie und die damit verbundenen Maß­nahmen zur Eindämmung haben zahlreiche sehr plötzliche Veränderungen in vielen Lebensbereichen mit sich gebracht, etwa die Einschränkung sozialer Kontakte. „Dadurch ist die Gefahr von Vereinsamung und eines allgemein verringerten Wohlbefindens gestiegen“, er­klärt Judith Kaschowitz, wis­sen­schaft­liche Mitarbeiterin im Bereich Soziologie alternder Gesellschaften und Mitautorin der Studie.

Sorgearbeit erschwert

Die Er­geb­nisse zeigen, dass sich die Co­ro­na-Pan­de­mie auf Personen mittleren und höheren Alters mehrfach negativ auswirkt. So be­rich­ten zahlreiche Befragte von mehr Einsamkeit und einer geringeren Lebenszufriedenheit als vor der Pandemie. Zudem kann ein beachtlicher Teil der Befragten die benötigte Unter­stütz­ung für andere, etwa pflegebedürftige Angehörige, nicht mehr leisten oder er­hält andersherum benötigte Unter­stütz­ung durch andere nicht mehr. Zwischen diesen Befunden besteht ein Zusammenhang: Denn Befragte, die von Betreuungsproblemen mit Angehörigen be­rich­ten, geben mit einer höheren Wahr­schein­lich­keit an, einsam zu sein. Frauen sind ins­ge­samt stärker be­trof­fen: Sie berichteten häufiger von Betreuungsschwierigkeiten mit Angehörigen. Bei ihnen wie auch bei Hochaltrigen sank das Wohlbefinden am stärksten.

„Unsere Studie hat deutliche Änderungen in Unterstützungsmustern und beim Wohlbefinden der Befragten gezeigt. Die Pandemie und die Maß­nahmen zu ihrer Eindämmung haben die Sorgearbeit für andere deutlich erschwert. Bei zukünftigen Maß­nahmen sollte das im Blick behalten und Kontakt­beschrän­kungen mit Bedacht eingesetzt wer­den“, resümiert Judith Kaschowitz.

Mehr als 450 Personen befragt

Um herauszufinden, wie sich im Zuge der Pandemie Unterstützungsmuster geändert haben, welche Betreuungsprobleme ent­stan­den sind und welche Aus­wir­kungen dies auf das Wohlbefinden der Personen hat, hatte das Projektteam unter der Leitung von Prof. Martina Brandt zwischen Mai und Juli ver­gang­enen Jahres online und telefonisch eine quantitative Befragung durch­ge­führt, an der mehr als 450 Personen über 40 Jahren teil­ge­nom­men haben. Das Team von Prof. Monika Reichert von der Fa­kul­tät Sozial­wissen­schaf­ten der TU Dort­mund hat zusätzlich leitfadengestützte Interviews zu den Folgen der Pandemie für Ältere und den sich daraus ergebenden Unterstützungsbedarfen geführt. Dafür haben sie mit Ex­per­ten*innen aus den Be­rei­chen Gesundheits- und Altenpolitik in Wis­sen­schaft und Praxis gesprochen.

Die Pilotstudie, die kürzlich in der Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie ver­öf­fent­licht wurde, soll dazu beitragen, He­raus­for­de­rung­en aufzuzeigen, die die Co­ro­na-Pan­de­mie ins­be­son­de­re hinsichtlich sozialer Unter­stütz­ung und Gesundheit mit sich bringt. Außerdem sollen offene Fragen sichtbar gema­cht wer­den, die es in künftigen repräsentativen Studien tiefergehend zu un­ter­su­chen gilt. Hierzu gibt es im Bereich Sozialstruktur und Soziologie alternder Gesellschaften bereits erste Pläne.
 

Weitere In­for­ma­ti­onen: 

Studie„Veränderungen von Wohlbefinden und privater Unter­stütz­ung für Ältere: ein Blick auf die Aus­wir­kungen der COVID-19-Pandemie im Frühsommer 2020“, DOI: 10.1007/s00391-021-01870-2

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