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Buchankündigung: „Spannungsfeld Nichtinanspruchnahme – Wenn Bedürftige auf den Sozialstaat verzichten“

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Buchcover

Mehr als jede dritte bedürftige Person verzichtet in Deutschland trotz formaler Anspruchsberechtigung auf Sozialleistungen. Dieses Feld der „verdeckten Armut“ (Becker 2005) ist insbesondere aus einer soziologischen Perspektive auf Sozialpolitik, deren Zustandekommen, Nutzung und Wirkung in Deutschland bisher wenig untersucht worden. Die sfs-Wissenschaftlerin Jennifer Eckhardt veröffentlicht nun mit ihrer Studie einen adressat*innenfokussierten Ansatz, der den gesellschaftsstrukturellen Hintergründen des Verzichts nachgeht, danach fragt, welche Entwicklungen ihn begünstigen und welche Nebenfolgen entstehen können.

Nach einem Vorwort von Angelika Poferl wird ausgehend von einer Problematisierung der zentralen sozialstaatlichen Kategorie „Bedürftigkeit“ zunächst die aktuelle sozialstaatliche Kultur historisch-gegenwartsdiagnostisch eingeordnet und herausgestallt, welche diskursiv herausgebildeten Formierungsangebote an die Bürger*innen des Sozialstaats als dominant angenommen werden können. Auf der Basis von interpretativen Einzelfallanalysen werden im Anschluss daran Muster des Verzichts herausgearbeitet, um dann ein spezifisches „Bedürftigkeitsdispositiv“ zu abstrahieren, welches mit seinen Binnenstrukturen aus politischen Leitbildern, sozio-kulturellen Narrativen, Artefakten und Objektivationen Anforderungen an die Adressat*innen des Sozialstaats formuliert. Der Verzicht, so ein Ergebnis der Studie, ist in diesem Sinne als Negation zu fassen, mit dem die Individuen die auferlegte Kategorisierung als „bedürftig“ mitsamt den Konnotationen, die sie selbst darin sehen, von sich weisen.  Auch hieraus erwachsen weitere für das Prinzip von Sozialstaatlichkeit relevante Spannungs- und Konfliktfelder, die im Fazit des Buchs als (Neben-)Folgen des Verzichts beschrieben werden.

Das Buch erscheint in der Reihe „Wissenskulturen“, herausgegeben von Angelika Poferl und Reiner Keller und kann auf der Verlagsseite als Druckerzeugnis oder E-Book bezogen werden.

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